Ich bin mehrfach gebeten worden, wieder einmal etwas von der von mir gegründeten Stiftung „Seniorenhilfe weltweit“ zu berichten. Da ich gerade im November 2017 mit einem Vorstandsmitglied von Lima aus Dorfgemeinden in der Prälatur Juli besucht habe, komme ich dieser Anfrage gerne nach und mache auch einen Projektvorschlag.
Die Prälatur Juli gehört zur Region Puno, die landschaftlich sehr schön und touristisch mit dem Titicacasee sehr attraktiv ist. Leider ist Puno eine der den ärmsten Gegenden Perus. Unsere Stiftung fördert daher in der Region, in Kooperation mit drei Caritasverbänden, Senioren- und Mehrgenerationenarbeit.
Wie auch in anderen Ländern Lateinamerikas werden die Dörfer in Peru leer, weil junge Menschen Verdienstmöglichkeiten in den Städten suchen. Zurück bleiben Kinder und alte Menschen. Die Großeltern müssen häufig die Erziehung der Enkel unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen übernehmen. Dadurch verändern sich das Leben im Dorf und die soziale Infrastruktur, allerdings gibt es erfreulicherweise noch überall Grundschulen. Wegen der weiten Entfernungen und der schlechten Zufahrtswege haben selbst die Kirche und die Caritasverbände wenig Kontakt mit der ländlichen Bevölkerung.
In Gesprächen mit den Caritasverbänden der Region ist vereinbart worden, die ländliche Sozialarbeit mit dem Schwerpunkt auf alte Menschen und das Miteinander der Generationen aufzubauen. Auch in der Prälatur Juli sind seit 2013 Seniorengruppen angeregt, Treffen organisiert und der Zugang zu Gesundheitsdiensten verbessert worden. Außerdem sind Begegnungstreffen zwischen Schüler/innen und alten Menschen durchgeführt worden, damit Kinder und Jugendliche vom Erfahrungswissen der alten Menschen – Heilpflanzen, Ernährung, Traditionen – profitieren und alle Beteiligten ihre sozialen Netzwerke im gering besiedelten Anden-Hochland erweitern können.
Ergänzend dazu werden in den verschiedenen Dörfern Kleinprojekte zur Eierproduktion durchgeführt. Alte Menschen halten Legehühner, um ihre Ernährung zu verbessern und gleichzeitig etwas Einkommen durch den Verkauf von Eiern zu erwirtschaften. Die alten Menschen, sind motiviert, das Projekt aktiv mit zu gestalten, gerade auch im Hinblick darauf, dass Hühnerhaltung noch ihrer physischen Leistungsfähigkeit entspricht, was bei größeren Tieren (Ziegen, Schafen) nicht mehr gegeben wäre. Die „Eier-Projekte“ bieten den Teilnehmern, überwiegend alte Frauen, neben der Verbesserung der Ernährungs- und Einkommenssituation die Möglichkeit, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, begrenzt zum Unterhalt ihrer Familien beizutragen und mehr Anerkennung zu erleben. Auch im Dorf werden sie aufmerksamer wahrgenommen als früher.
Bei unserem Besuch im November 2017 haben wir an einem Mehrgenerationentreffen teilgenommen, bei dem die Kinder u.a. von den alten Menschen gelernt haben, Bäumchen zu pflanzen und zu pflegen, und zu unterscheiden, welche Heilkräuter bei welchen Erkrankungen hilfreich sind. Wir konnten alte Menschen auf ihren kleinen Höfen besuchen und die Arbeit der Sozialarbeiterin kennenlernen. Besonders beeindruckt waren wir von den Mitarbeiter/innen – freiwilligen Helferinnen, einem Agrartechniker und einer Sozialarbeiterin -, die fachlich kompetent und außerordentlich motiviert und engagiert arbeiten. Die Arbeit mit der indigenen Bevölkerung kann nur auf der Grundlage von Vertrauen gelingen. Daher sprechen die Mitarbeiter/innen Aymara, denn gerade alte Frauen mit geringer Schulbildung können Spanisch zwar teilweise verstehen, nicht aber sprechen. Eine der Voraussetzungen für die Entwicklung vertrauensvoller Beziehungen ist die gemeinsame Sprache Aymara.
Im Auswertungsgespräch über unseren zweitägigen Besuch mit dem Team hat P. Javier Quispe Condori, der Generalsekretär der Cáritas Juli, darauf hingewiesen, wie wichtig die Arbeit mit den Senioren/innen und die Förderung der Beziehungen zwischen den Generationen ist. Alte Menschen sind in Peru generell benachteiligt und mehrheitlich extrem arm. In den ländlichen Regionen verschärft sich noch einmal die Situation der alten Menschen, insbesondere die der alten Frauen. Auch die Caritas ist arm, so dass für die Fortbildung der Mitarbeiter/innen oder den Kauf von Büchern und Materialien kein Geld vorhanden ist. P. Javier hat uns gebeten, der Cáritas Juli zu helfen, eine kleine sozial-gerontologische Bibliothek aufzubauen, die vor allem den Freiwilligen, fast alles Frauen, und dem Fachpersonal zur Verfügung stehen soll, aber auch offen ist für Studierende der Sozialarbeit und Interessierte aus anderen Organisationen.
In Peru fehlt sozial-gerontologische Fachliteratur und die meisten Mitarbeiter/innen haben keinen oder nur einen sehr eingeschränkten Zugang zum Internet. Wer sich qualifizieren will, muss daher auch weiterhin Texte, Dokumente und Bücher lesen, so dass das Anliegen der Cáritas Juli nachvollziehbar ist. Bücher sind teuer, es müssen jeweils rund 20,00€ und für die Kopie von Büchern und Dokumenten jeweils rund 5,00€ kalkuliert werden. Für die Anschaffung von Büchern und die Einrichtung einer kleinen Bibliothek werden insgesamt rund 3.000,00€ benötigt, davon wird Cáritas Juli 1.000,00€ tragen, so dass 2.000,00€ extern finanziert werden müssen.
Da andere Caritasverbände in Peru, mit denen die Stiftung „Seniorenhilfe weltweit“ zusammenarbeitet – vor allem Tacna-Moquegua und Caritas del Peru in Arequipa -, in einer ähnlichen Lage wie Caritas Juli sind, möchten wir diese mit je 500,00€, das entspricht etwa 25 Büchern, unterstützen.
Der Gesamtbedarf an externer Finanzierung liegt dann bei 3.000,00€. Die Stiftung „Seniorenhilfe weltweit“ würde sich sehr freuen, wenn der Heliand mit ca. 2.000,00€ helfen würde. Die verbleibenden Kosten wird die Stiftung übernehmen. Da die meisten Freiwilligen und Mitarbeiter in sozialen Diensten Frauen sind, trägt der Aufbau einer sozial-gerontologischen Bibliothek zur Qualifizierung von Frauen bei, so dass das Projekt auch zur Intention des Heliand passt, Mädchen und Frauen zu fördern.
Christel Wasiek